Gebundene Ausgabe - 141 Seiten 2013 - Echter Verlag ISBN: 978-3429035846
Die Diskussion Pro und Contra gewinnt ihre besondere Note dadurch, dass beide ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrem Glauben konfrontieren und so zu grundsätzlichen Fragen vorstoßen:
Welche Auffassung von Gott und Mensch begründet die jeweilige Entscheidung? Wird unser Menschen- und Gottesbild durch Organspenden in Frage gestellt oder erweitert? Welche Vorstellungen von Individualität und Identität, welche ethischen Argumentationsstränge stecken hinter Ja, Nein, Jein? Entfremden die medizinischen Neuerungen uns von unserer Menschlichkeit oder lassen gerade sie eine neue Nähe zu unserer Begrenztheit und Sterblichkeit zu?
Eine Diskussion zweier Menschen, für die das Problem Transplantation keine Theorie geblieben ist.
Sachbuch des Monats Oktober
Kranke, Ärzte und die Gesellschaft sehen sich angesichts völlig neuer, menschlicher Problem- und Erfahrungsfelder, die die medizintechnischen Grenzsituationen
zwischen Leben und Tod betreffen, vor ganz neue Herausforderungen gestellt. In ihrem hier wiedergegebenen Briefwechsel versuchen zwei direkt Betroffene,
Susanne Krahe als Organempfängerin und Eberhard Fincke als Dialysepatient, der eine Transplantation für sich ablehnt, herauszufinden, ob und wie man vom
christlichen Glauben her mit den Problemstellungen umgehen kann, gerade auch im Zwiespalt dessen, was wir können und was wir dürfen.
Zu der im Titel angesprochenen, ihrer Meinung nach vorschnellen These von der Nächstenliebe, haben die Autoren einen kritischen Ansatz, zeugt er doch oft nur
von gutem Willen hinter meist oberflächlichem Wissen. Beide Autoren kommen zu dem Schluss, dass gerade die christliche Theologie über Denkmuster verfügt, die
die Diskussion Organspende und Medizintechnik in „sicheres Fahrwasser“ leiten können. Indem sie persönliche Erfahrungen mit Glaubensgrundlagen konfrontieren,
gelingt ihnen diesbezüglich ein Anfang.
Kein Ratgeber, aber ein sehr wertvolles Orientierungsangebot, das zu einer tiefergehenden, ehrlichen Auseinandersetzung beitragen will. Absolut lesenswert!
Elisabeth Burgis
Aus "Boromäusverein" 10/2013
Kranke, Ärzte und die Gesellschaft sehen sich angesichts völlig neuer, menschlicher Problem- und Erfahrungsfelder, die die medizintechnischen Grenzsituationen
zwischen Leben und Tod betreffen, vor ganz neue Herausforderungen gestellt. In ihrem hier wiedergegebenen Briefwechsel versuchen zwei direkt Betroffene,
Susanne Krahe als Organempfängerin und Eberhard Fincke als Dialysepatient, der eine Transplantation für sich ablehnt, herauszufinden, ob und wie man vom
christlichen Glauben her mit den Problemstellungen umgehen kann, gerade auch im Zwiespalt dessen, was wir können und was wir dürfen.
Zu der im Titel angesprochenen, ihrer Meinung nach vorschnellen These von der Nächstenliebe, haben die Autoren einen kritischen Ansatz, zeugt er doch oft nur
von gutem Willen hinter meist oberflächlichem Wissen. Beide Autoren kommen zu dem Schluss, dass gerade die christliche Theologie über Denkmuster verfügt, die
die Diskussion Organspende und Medizintechnik in „sicheres Fahrwasser“ leiten können. Indem sie persönliche Erfahrungen mit Glaubensgrundlagen konfrontieren,
gelingt ihnen diesbezüglich ein Anfang.
Kein Ratgeber, aber ein sehr wertvolles Orientierungsangebot, das zu einer tiefergehenden, ehrlichen Auseinandersetzung beitragen will. Absolut lesenswert!
Ingrid Schendel
Dieses Buch ist eine Wirklich spannende Auseinandersetzung. Die Autorin und der Autor haben beide Theologie studiert. Susanne Krahe, während ihres Studium erblindet, lebt heute als freie Schriftstellerin und Hörfunkautorin im westfälischen Unna, Eberhard Fincke war als Gemeinde- und Jugendpfarrer tätig und wohnt heute im Ruhestand in Braunschwein.
Beide sind in ihrer Gesundheit beeinträchtigt und hatten bzw. haben Probleme mit ihren Nieren. Während Susanne Krahe sich nach Dialyseerfahrungen vor 21 ihren zu einer Transplantation entschloss und die Nieren eines tödlich verunglückten 14-jährigen Jungen eingepflanzt bekam, unterzieht sich Eberhard Fincke seit Jahren regelmäßig der Blutwäsche mit Hilfe der Dialyse-Technik und lehnt für sich eine Existenz mit »fremden« Organen ab.
Beide diskutieren in dem vorliegenden Band in Rede und Gegenrede über das Pro und das Contra der Transplantationsmedizin.
Entstanden ist ein ausgesprochen faszinierendes Buch, das den Leser und die Leserin dazu drängt, innerlich mitzudiskutieren und eine eigene Position für oder gegen eine Organtransplantation zu finden.
Willi Everding
Nicht blind von Beruf – Zum Tod der Schriftstellerin Susanne Krahe
Eine vielversprechende Theologin erblindet. Sie bekommt eine Niere transplantiert und eine Bauchspeicheldrüse dazu. Sie wird unsanft aus ihrer wissenschaftlichen Karriere gerissen und findet sich mit Anfang Dreißig unter mütterlicher Aufsicht in ihrer alten Heimat wieder. Was nun? Zu ihrem und unserem Glück kann sie schreiben, konnte es schon vor ihrer Erblindung. Aber jetzt sieht sie klarer. Und tiefer. Ihr durch keine glatte Oberfläche mehr zu täuschender Blick dringt bis in die Randbezirke des menschlichen Lebens vor. Dort kämpfen Menschen auf der Intensivstation ums Leben oder warten im Pflegebett auf die „Fütterung“. Dort wird eine Blinde wie ein lästiges Paket abgestellt und eine Gehbehinderte zum Klotz am Bein.
Susanne Krahe macht ihr Leben zum Material, begutachtet das hinter und vor ihr Liegende mit kühlem Blick, formt um, lässt weg, erfindet hinzu und wird so zur Schriftstellerin. Das Schönreden und Schönfärben ist ihre Sache nicht. Wer gerne fromme Märchen oder wundersame Heilungsgeschichten liest, ist bei ihr an der falschen Adresse. Wer aber keine Angst vor „Reisen in das beschädigte Leben“ hat, wird mit Texten von höchster literarischer Qualität und Intensität belohnt. Dabei formt das Blindsein dieser Autorin eine ganz eigene, die Wirklichkeit mit Händen ertastende Sprache von frappierender Anschaulichkeit. Da steht ein Fragezeichen mitten im Raum, ihm wird der Kopf abgebissen. Da klebt ein Blick an den Brillengläsern fest. Da hinterlässt das "Verpacken" einer traumatischen Erfahrung „Schnitte, die die seidenen Kordeln beim Festzurren in die Fingerkuppen ritzen.“
Auch die Bibel war für Susanne Krahe eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Aus den biblischen Geschichten machte sie moderne Literatur, indem sie die Geschehnisse auf überraschende Weise aktualisierte und verfremdete. Durch diese „literarische Exegese“ wird ein frischer Blick auf scheinbar Bekanntes möglich. Der Evangelist Markus geht als zweifelnder Sucher auf die Reise, aus Rahel wird eine auf Rache sinnende Frau, während Jesus zum „defekten Messias“ mutiert, der seine Jünger durch stotternde Reden und spastische Zuckungen verunsichert. So hatten sie sich den Erlöser nicht vorgestellt.
Wer Susanne Krahe persönlich begegnete konnte erleben, wie geschickt sie manch täppische Befangenheit von uns „Augenmenschen“ auflöste und mit dem ihr eigenen Humor in ein angeregtes Gespräch verwandelte. Da hat sich eine aus ihrer „Dunkelkammer“ ins Freie geschrieben, da hat eine aus ihrem Leben Funken geschlagen, die in manche Nacht hineinleuchten. Wir können nur dankbar sein für dieses Geschenk.
Susanne Krahe ist am 20. August 2022 gestorben. Sie wurde 62 Jahre alt.
Nachruf von Carola Moosbach
erscheint am 1.11 im Magazin P&S (Magazin für Psychtherapie und Seelsorge)